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Bessere Videos drehen - oder beauftragen?

mitp hat uns ein Buch zur Rezension vorgelegt, das wirklich spannend klingt. Rund 200 Seiten sollen uns von besseren Videos trennen - doch schafft das Werk das Versprechen auch einzuhalten?

Man nehme das Smartphone, etwas Wissen und Arbeit und schon hat man den Imagefilm für die Firma, das Eventvideo zur Veranstaltung oder das Geburtstagsvideo im Privaten. So oder so ähnlich stellt man sich das vor, wenn man für Social Media produzieren will, vom Arbeitgeber für Interviews eingeteilt wird oder für Onkel Peter ein persönliches Geburtstagsgeschenk filmen will. Bevor das Desaster naht, lohnen sich die genannten 200 Seiten aber allemal. Und es gibt auch einen zweiten, gar nicht beworbenen Nutzen, den Auftraggeber von Videoproduktionen beanspruchen können - dazu später mehr.

Buch: Bessere Videos drehen

Der Autor des Buches hat offensichtlich nicht nur gelernt, Videoprojekte praxisnah und bodenständig zu produzieren, sondern das Wissen dazu auch so weiterzugeben, dass man damit auch wieder in der Praxis arbeiten kann. Auf Basis von kostenloser Software und möglichst einfacher bzw. austauschbarer Hardware wird all das erklärt, was zum Endprodukt gebraucht wird. Und auch, wenn es da draußen Wälzer gibt, die auf vielen hunderten Seiten deutlich tiefer ins Detail gehen, so ist es genau diese Arbeit an der Praxis unter Weglassung theoretischer Abwege, die den Einstieg in die Materie bis hin zur Umsetzung mit Erfolg erst möglich macht.

Trotz der gewollten Dichte und Verkürzung gelingt ein Rundumschlag. Die relevanten Begriffe werden geklärt, die Rollen am Set (die vielleicht selbst eingenommen werden) abgesteckt und mit Leben gefüllt, die Abläufe fixiert, die Knackpunkte definiert. Technik gehört auch dazu, die ist aber bereits auf Seite 30 abgehakt. Wo andere die Nerds bedienen, wird hier also für Praktiker geliefert. Reinhard M. Nickschick nimmt sich mehr Platz für die richtige Planung der Geschichte, für die Erzählungsformen im visuellen Spielfeld, die Drehplanung, den Schnitt. Alles Dinge, die man beim 'ich mache meinen ersten Film'-Projekt nicht einmal im Kopf hätte. Aber gerne gehabt hätte, wenn man nachher vor unbrauchbarem Videomaterial steht und kein Ergebnis hat.

Zwei inhaltliche Themen nimmt sich der Autor genauer vor, erklärt Zweck und Einsatz und die praktische Umsetzung: Interviews und Kommentare. Auch hier wird praxisnah aufgezeigt, wo diese oft genutzten und wichtigen Elemente richtig eingebaut und umgesetzt werden. Danach geht es um das zum Bild wichtigere, nämlich die Audiospur. Ein Video mit schlechtem Bild ist schließlich genießbarer als eines mit schlechtem Ton. Das Kapitel über Titel und Effekte ist dann eher überspringbar, denn relevant ist ein großer Block am Ende:

Dort geht Nickschick auf rechtliche Aspekte ein, die nicht nur immer wichtiger (teurer) werden, sondern auch vor dem Dreh bereits geklärt sein sollten - ein Nachdreh aufgrund Problemen hier ist oft unmöglich. Welche Rechte betroffen sein können und wie man im 'echten Leben' mit den Gesetzen umzugehen hat - aber auch welche Rechte man selbst hat, sind hier ein besonders spannendes Thema. Und das ist glücklicherweise nicht für Juristen formuliert, auch hier zeigt sich die Praxisnähe.



Den Abschluss macht dann noch ein Exkurs in den Export in Richtung Youtube, also der heutigen Verbreitungsplattform. Ein flinkes und passendes Ende, das ein umfassendes, aber eben nicht ausschweifendes Werk angemessen schließt.

In der Einleitung haben wir versprochen, beim Durcharbeiten des Buches einen zweiten Nutzen erkannt zu haben, der noch nicht im Klappentext angesprochen wurde: Angepriesen als praxisnaher Leitfaden, um selbst einfach Videos umsetzen zu können, waren wir überrascht, wie 'executive' tauglich der Inhalt präsentiert wird. Ein paar Seiten zu Software und Technik übersprungen lernt der Leser nämlich genau die Sprache, die Arbeitsweise, die Praxis und die erfolgversprechenden Schritte kennen, die bei der Umsetzung eines Videos notwendig sind. Für Auftraggeber von kleinen Filmprojekten ist genau dieser Einstieg richtig dosiert, um Briefings korrekt schreiben zu können, Angebote bewerten und auswählen zu können, mit den Dienstleistern reden zu können und Qualität erkennen zu können - also bei der Abnahme korrekt entscheiden zu können. Das Buch verliert sich nicht in Details, erklärt die Konzepte richtig, definiert das Spielfeld korrekt und benennt so, wie man im Leben rund um den Videodreh auch sprechen würde. Statt gutgläubig Experten ausgeliefert zu sein kann der Auftraggeber mit diesem Wissen fundiert in die Diskussion gehen!

Unsere Empfehlung, was die Zielgruppe des Werkes geht, ist daher nicht nur der technikverliebte Neo-Multimediaproduzent, der ordentlich an ein Videoprojekt gehen möchte. Es ist vor Allem auch all jene Zielgruppe in Unternehmen, die vermehrt mit dem Thema Video in unterschiedlichsten Medien in Kontakt kommt und so viel Hintergrundwissen haben möchte, um sich in dieser Welt ausreichend aufmunitioniert bewegen will. Dazu muss man nicht zur Kamera greifen können, aber Angebote lesen können, Konzepte verstehen können, das Ergebnis bewerten können - und genau da trifft das Buch zumindest genauso gut ins Schwarze wie für seinen eigentlichen Zweck: Den Leser so weit zu bringen, selbst Videos umsetzen zu können.

Unsere Bewertung: Sterne.

Ihre Meinung dazu? Schreiben Sie hier!

#Buch #Video #Filmen #Produktion #Wissen #Rezension #Test



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